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Presseberichte  
     


Die Hilfe geht weiter
Elmar Hoff setzt sich auch zehn Jahre nach 'Katrina' für Musiker in New Orleans

Die Canal Street in New Orleans nach dem Hurrikan Katrina.  Fotos: Privat



Typisch für das kulturelle Leben in New Orleans: In den Vierteln spielt sich vieles auf den Verandas vor den Häusern ab. Doch diese Kultur droht zu verschwinden.



Zur Bustour [...]

Gronau - Mit einer Musik-Kultur-Bustour am 29. August (Samstag) will der Gronauer Kulturpromoter Elmar Hoff sein Engagement für die Stadt New Orleans fortsetzen. Vor zehn Jahren zerstörte der Hurrikan „Katrina“ die Stadt am Mississippi. Etwa 1800 Tote waren zu beklagen, die Schäden gingen in die zig Milliarden.

Hoff – seit Jahrzehnten mit der Stadt, seinen Menschen und den Musikern eng verbunden – kontaktierte sofort Lillian Boutté, die musikalische Botschafterin von New Orleans: „Was kann ich für dich und New Orleans tun?“ Dieses Gespräch war der Ausgangspunkt für inzwischen zehn Jahre Hilfe vor allem für Musiker, die durchs sowieso nicht eng gestrickte soziale Netz der Stadt fielen.
Die Folgen von Katrina waren immens. Vor der Katastrophe lebten im Großraum New Orleans fast 80 Prozent farbige Menschen, heute ist das Verhältnis umgekehrt. Die Rückkehr der vor dem Orkan in andere Staaten geflohenen Menschen wird erschwert, unter anderem deshalb, weil man andere Pläne für den Stadtteil 9th Ward hat, so Hoff.
Der Jazz, der in Kirchen, Schulen und in der „Verandakultur“ (das Leben spielt sich nicht in den Häusern, sondern davor ab) seine Basis hat, wird es künftig sehr schwer haben. Das französische Viertel (French Quarter) ist weitgehend verschont geblieben und steht in seiner vollen Pracht als Anziehungspunkt für Touristen zur Verfügung. Das eigentliche Herz des Jazz in New Orleans schlägt aber nicht im French Quarter, sondern in den Wohnbezirken der Farbigen, etwa in Treme, im 9th Ward oder im Lower 9th Ward. Diese „Jazzorte“ sind erst zu 20 Prozent wieder aufgebaut worden. Der weltberühmte Fats Domino etwa, der im 9th Ward lebte, kann sein Haus bis heute nicht bewohnen.
Elmar Hoff setzt sich intensiv für die Stadt ein. Wo und wie wurde von Gronau aus geholfen? „Größter Schwerpunkt war und ist die Gesundheitspflege und Vorsorge von Musikern in New Orleans und die Realisierung von Musikprojekten als Hilfe zur Selbsthilfe“, so Hoff. In zehn Jahren wurden rund 250 000 US-Dollar europaweit gesammelt und übergeben. Der Wert der Veranstaltungshilfe ohne die Berücksichtigung des persönlichen Einsatzes sei mit 750 000 US-Dollar anzusetzen.
Was geschah noch? „Arbeitslose Musiker wurden beschäftigt, um den Kindern Musikunterricht in ihrer eigenen Kultur zu ermöglichen. Die Protestaktion gegen die Schließung der ältesten farbigen katholischen Kirche St. Augustine im Stadtteil Treme wurde erfolgreich unterstützt. Jugend- und Studentenaustausche wurden ermöglicht“, zählt Hoff auf. Dem einzigen farbigen Gospelstudio „Jamalar“ im Lower 9th Ward, deren Eigentümer vier Jahre lang im Container leben mussten, wurde geholfen, so dass es heute wieder voll funktionsfähig ist. Auch die Wiederveröffentlichung der Jazz-Zeitung Offbeat erhielt Unterstützung.
Elmar Hoff ist Rotarier und konnte während seiner Präsidentschaften Hilfsprojekte für New Orleans organisieren. So ergaben sich bei der Veranstaltung Rotary Goes Jazz 2005 erhebliche Finanzbeteiligungen für New-Orleans-Projekte. Höhepunkt war das weltweite Jahrestreffen der Rotarier im Mai 2011. Rund 19 000 Rotarier aus aller Welt waren zu Gast in New Orleans. Elmar Hoff betreute rund 150 deutschsprachige Rotarier. Für 2017 organisiert er als Gründungsmitglied der weltweiten rotarischen Jazzfellowship erneut eine Kulturreise nach New Orleans.

Die „Musicians Clinic New Orleans“ erhielt während der „Convention“ eine Spende, die aus dem Verkauf der „Kreiselkunst“ ermöglicht wurde. Das Kunstwerk „Music never stops“ sollte eigentlich in New Orleans stehen. Wegen der hohen Transportkosten musste davon Abstand genommen werden. Daher schmückt es nun den Kreisverkehr Mühlenmathe/Pfarrer-Reukes-Straße/Zollstraße in Gronau. Eine Miniaturausgabe steht in der Clinic in New Orleans.
Münsterlandweit wurden mit Musikern aus New Orleans Workshops mit verschiedenen Chören, Kapellen usw. angeboten und durchgeführt. Immer wieder konnten Chöre und Kapellen aus Gronau mit eingebunden werden.
Elmar Hoff war mit seiner Frau Christa Motor der Aktion „Help New Orleans“. Er erhielt Unterstützung durch die Gronauer Bevölkerung, die sich gleich nach dem Unglück in vielfältiger Weise eingebracht hat, ebenso wie zahlreiche Sponsoren und Privatpersonen. Auch der Gospelchor Soulful Swinging Singers ließ sich immer wieder einbinden. Die Galerie van Almsick war Ausstellungs- und Konzertort, und die Stadtkirche der Evangelischen Gemeinde fungierte oft als „Gospel-Kirche“. 


Martin Borck, Westfälische Nachrichten Gronau, 15.08.2015