Porträts zeigen große
Musikerpersönlichkeiten
-mb- Gronau. Gronaus großen Musikerpersönlichkeiten der vergangenen 100
Jahre wird mit der Wall in der Bürgerhalle ein Denkmal errichtet. Die
Collage mit künstlerisch verfremdeten Porträts wird am 28. Oktober der
Öffentlichkeit offiziell vorgestellt. The Wall soll an die respektable
Musikgeschichte der Stadt Gronau erinnern und ihren Ruf als Musikstadt
weiter festigen helfen.
Die Westfälischen Nachrichten stellen in einer Serie die einzelnen
Musiker vor, deren Porträts auf der Wall auftauchen. Quelle der Texte
ist das Buch Insel der Träume, das Ende dieses Monats erscheint.
Die
Geschichte des Gronauer Männerchores ist untrennbar mit dem Namen Heinrich
Brindöpke
verbunden. Er wird 1891 in Gadderbaum bei Bielefeld geboren. 1912 kommt
er als junger Lehrer nach Gronau, wo er zunächst an der Luisenschule,
später als Rektor an der Schillerschule wirkt.
1920 wird Brindöpke aus der Mitte des Männergesangvereins Frohsinn zum
Dirigenten gewählt. Für den Chor wurde er zu einem Glücksgriff. 1927
verschmelzen die Gronauer Männergesangvereine zu einem neuen Ensemble,
dessen Dirigent Brindöpke wird. Unter seinem Dirigat erleben die Gronauer
Sternstunden der Chormusik. Große Konzerte mit Solisten und Orchestern
aus dem In- und Ausland werden in den 30er Jahren in der Tonhalle
Lilienfeld an der Mühlenmathe durchgeführt. Der Chor macht eine
gewaltige künstlerische Entwicklung durch, nicht zuletzt dank der
musikalischen Leidenschaft ihres Leiters und Vorsitzenden Heinrich
Brindöpke.
Nach dem Zweiten Weltkrieg muss sich der Männergesangverein neu finden.
Das erste Konzert findet 1946 statt. Brindöpke konzentriert sich nicht
nur auf den Männerchor, vielmehr vermittelt er als Pädagoge und
Schulleiter auch den Kindern seiner Schule die Freude am Gesang und an
der Musik. 1949/1950 gründet Brindöpke den Gronauer Kinderchor, der
häufig Auftritte bei den Konzerten des Männerchores hat.
42 Jahre lang leitet Brindöpke den Männerchor, bis er 1963 sein Amt
niederlegt und mit dem Titel eines Ehrendirigenten ausgezeichnet wird.
1965 stirbt er.
Alfred
Dragstra gilt als die menschliche und musikalische Zentrale in
Gronau. 1923 wurde er in Gronau geboren. Er lernt in seiner Schulzeit
Bratsche und Horn. Mit gut zwölf Jahren darf er schon beim Gronauer
Konzertorchester und der Enschedesch Opera- en Operettengezelschap
mitspielen. Der nationalsozialistische Staat verpflichtet den
Jung-Musiker mit niederländischem Pass 1939 für sein Bann-Orchester.
Von der Nazi-Ideologie bleibt bei Dragstra nichts hängen: Vielmehr gibt
er sich als nonkonformes Swing Kid und spielt den damals verpönten
Jazz.
Alfred Dragstra absolviert eine Lehre als Großhandelskaufmann, macht
dann in Mittenwald eine Ausbildung zum Geigenbauer, die aber durch das
Ende des Weltkriegs unterbrochen wird. Nach einem Aufenthalt in einem
Internierungslager in Frankreich kehrt er über verschlungene Wege
zurück nach Gronau. Erst 1947 kann er seine Gesellenprüfung ablegen.
In der Nachkriegszeit wird Alfred Dragstra zum musikalischen Allrounder:
Geschäftsmann, Musiker, Dirigent, Lehrer - alle Wege in der Musik
führten zu Don Alfredo, wie er genannt wird. Er spielt Tanzmusik,
improvisiert, beherrscht mehrere Instrumente, gleichzeitig ist er
Kammermusiker, verstärkt die Kirchenmusik der evangelischen Gemeinde.
Über den Ev. Posaunenchor gelangt er zur Stadtkapelle, deren Dirigent
er 1963 wird. Damit beginnt eine 25-jährige Erfolgsgeschichte. Zu
Jubiläumsveranstaltungen schreibt Alfred Dragstra seinem Orchester
Kompositionen, zuletzt zum 100-jährigen Bestehen der Kapelle 2003. Er
bringt die Musikschule mit auf den Weg, gibt Unterricht und ist in
seinem Musikaliengeschäft Ansprechpartner für alle. 1993 wird Dragstra
mit dem Kulturpreis der Stadt Gronau geehrt, nach seinem Tod 2003 wird
ein Platz nach ihm benannt. |