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Presseberichte  
     
 

Eine musikalische Reise



Großes Interesse herrschte am Sonntag an der Ausstellung über die Gronauer Musikgeschichte.
                                          Foto: Martin Borck

Gronau - Ob es wohl in ganz Deutschland einen Ort gibt, dessen lokale Musikgeschichte so gut dokumentiert ist wie Gronau? Das mag (von den großen Zentren mal abgesehen) getrost bezweifelt werden. Mit der Ausstellung, die am Sonntag im Cinetech-Kino eröffnet wurde, ist es Alfred Hagemann und Elmar Hoff („gronauprojekte“) zudem gelungen, die Erkenntnisse in ansprechender, übersichtlicher Form darzustellen. Was nicht zuletzt auch am gelungenen Ausstellungsdesign liegt, für das Fabian Hammans verantwortlich ist.

„Die Musikstadt Gronau erhält einen weiteren Baustein durch unsere Dauerausstellung Gronau-Enschede-Berlin“, sagte Hoff. „Sie hat neben dem Rockmuseum, dem Jazzfest, Udo Lindenberg und der bodenständigen Szene nunmehr einen weiteren Anlaufpunkt.“ Hoff dankte den zahlreichen Förderern, die das Projekt erst ermöglicht hatten.
Musik und ihre Geschichte sichtbar zu machen - darin lag die Herausforderung der Ausstellungsmacher. Zum Glück existieren noch zahllose Dokumente, die dabei helfen. Gronau und Enschede waren vor allem in der Zeit zwischen den Weltkriegen musikalisch eng verwoben. „Musiker aus Gronau traten in Enschede auf, Enscheder Lokale warben um deutsche Gäste“, so Hagemann. „Das sind Belege für die einzigartige deutsch-niederländische Kulturszene.“ Dass die mondäne deutsche Hauptstadt in die lokale Geschichte einbezogen wird, beruht nicht etwa auf Größenwahn: „Mit Berlin standen diese Städte in lebendigem Austausch, wie viele Musikerbiografien belegen.“

Die Ausstellung ist als „Reise durch die Welt der Unterhaltung von der Weimarer Republik bis in die Nachkriegszeit“ konzipiert. Herrliche Fotografien aus den „goldenen“ und wilden 20er-Jahren, Ansichten von Gronau und Enschede, Fotos von ersten Jazzkapellen. Caféhausmusik, Salonmusik, die Vereinnahmung der Musik durch den Nationalsozialismus, die in Gronau uraufgeführte Operette „Insel der Träume“ und „Musik im Kino“ sind weitere Stationen.

Dass die Dauerausstellung im Cinetech-Kino, dem früheren „Apollo“, ihren Platz gefunden hat, kommt nicht von ungefähr: Im großen Saal des Kinos fand in den 30er-Jahren u.a. die Uraufführung der Operette „Insel der Träume“ statt. Eigentümer Peter Paffrath hat die Galerie im Kino kostenlos zur Verfügung gestellt. Die Ausstellung ist währen der Kinoöffnungszeiten gratis zu besichtigen.

Mit den „Old Stars“ traten Veteranen der Gronauer Musikszene auf: So spielte Pianist Jochem Vorstheim, dessen Vater Robert schon Stummfilme im „Apollo“ auf dem Klavier begleitet hatte, schon als Jugendlicher in Gronau in seiner eigenen Combo. Berni Bauta war schon damals Schlagzeuger in der Band. Gemeinsam mit Klemens Leusmann (Akkordeon) und Horst Duflis (Saxofon und Klarinette) präsentierten sie vorwiegend Jazz- und Tanzmusik. Passender hätte die Eröffnung nicht gestaltet werden können . . .

Martin Borck, Gronau

 

Martin Borck, Gronau