
An der Spitze der „second line“ tanzte Lillian Boutté, und etliche Gäste
folgten ihr durch den Saal des Restaurants Driland.
Foto: Martin Borck |
Gronau -
Zwischen zwei ihrer Songs beugt sich Lillian Boutté auf der kleinen
Bühne vor und gesteht voller Inbrunst: „I looooove my job!“ Musik ist
nun mal ihr Leben, und inmitten von Freunden zu singen, macht natürlich
noch mal so viel Spaß. Erst recht am „Mardi Gras“, dem „fetten
Dienstag“. In New Orleans, ihrer Heimatstadt, fetzt an diesem Tag der
Karneval noch mal so richtig los. Mit viel Mucke, grellen Farben und
langen Paraden. Also fast wie bei uns. Nur, dass es in New Orleans keine
Wumtata-Musik zum Schunkeln gibt, sondern Jazz. Einen Eindruck des
karnevalistischen Treibens boten Lillian Boutté und ihre „Music Friends“
am Dienstag im Restaurant Driland.
Zahlreiche Standards
mit vielen schönen, oft bluesigen Soli von Gitarrist Denny Ilett standen
im Mittelpunkt des Programms. Dazu kamen etliche kreolisch angehauchte
Stücke.
Wie groß ihre
Verbundenheit zu ihrer Heimatstadt am Mississippi ist, zeigte Lillian
Boutté bei der Interpretation von „Do you know what it means to miss New
Orleans“ durchblicken, bei der sie eine Träne wegdrückte. „Meine Familie
dort geht es zum Glück gut, aber die Stadt ist nach dem Wirbelsturm ,Katrina
immer noch nicht wieder die alte“, sagte sie am Rande des Konzerts im
Gespräch mit den WN. Umso dankbarer ist sie nach wie vor den Gronauern
für die Hilfe, die sie über die „gronauprojekte“ von Elmar Hoff den
Musikern zukommen lassen.
Wer (nicht nur zu Karneval) Sorgen und Probleme hat, der muss sie
einfach wegfeiern. Das rät zumindest Phil Parnell, der Pianist der Band,
in einer seiner Kompositionen. Die kam in locker-flockigem Stil daher,
zog die Zuhörer aber dennoch in ihren Bann und wirkte in ihrer
Fröhlichkeit ansteckend.
Zwischen den Konzertgästen in Gronau fühlt sich Lillian Boutté
inzwischen fast wie zu Hause. Das merkt man ihr an. Auch das Gronauer
Publikum hat einen besonderen Draht zu ihr. Die Zuhörer ließen sich -
was ja eher ungewöhnlich für den Menschenschlag hiesiger Provenienz - am
Dienstag nicht lange bitten, als die Sängerin zur „second line“ bat: Sie
folgen ihr mit bunten Sonnenschirmen zur Parade durch den Saal. Fast wie
in New Orleans.
Martin Borck, Gronau |