Gronau
- Rockmuseum,
Jazzfest, eine schillernde Szene an lokalen Musikvereinen, Orchestern,
Ensembles und Bands, Musikerinitiative, Musikschule, Udo Lindenberg -
nur einige Stichworte, die Gronaus Bedeutung als Musikstadt weit über
die Region hinaus unterstreichen. Binnen eines Jahres könnte eine
weitere Attraktion dazu kommen: eine musikhistorische Dauerausstellung
im Foyer des Apollo-Kinos (Cinetech) an der Mühlenmathe. Dass Gronau
musikalisch die jetzt erreichte Position einnimmt, kommt schließlich
nicht von ungefähr. Die Szene hat eine Geschichte, die kulturell einen
genauso wichtigen Stellenwert einnimmt wie die Textilindustrie in der
regionalen Wirtschaftsgeschichte. |
Es
existieren also bereits Fotos, Instrumente, Noten und andere Dokumente.
Exponate, die Prof. Giesbrecht aus ihrem eigenem Archiv ergänzen will.
„Wir wollen die Ausstellung als eine Art Reise darstellen. Mit dem Titel
Gronau - Enschede - Berlin und zurück“, erklärte sie. Die Reise führt
zeitlich von der Weimarer Republik bis zur Nachkriegszeit und räumlich
eben von Gronau bis nach Berlin. Als Quelle stehen die Reise-Tagebücher
des rührigen Musikers Pieter Herfst zur Verfügung. Herfst war on 1909
bis 1950 in Gronau und Enschede, aber auch in Berlin, Amsterdam und
vielen anderen Orten tätig.
Mit Herfst als Klammer wird den Musikwissenschaftlern ermöglicht, die
Musikszene in Gronau/Enschede aus einer überregionalen Perspektive zu
beleuchten und mit Aspekten der großen Berliner Musikszene zu
vergleichen.
„Das Apollo-Kino ist natürlich als historischer Ort für diese
Ausstellung prädestiniert“, sagte Mujkanovic. 1912 gegründet, war es
zunächst eine Kombination aus Kino, Theater- und Konzertsaal. „Typisch
für jene Zeit“. Die Ausstellung soll - so das Konzept - in acht
Stationen unterschiedliche Aspekte und Stile beleuchten. Zum Beispiel
wird den damals modernen Tänzen eine Station gewidmet. „Die ganze Welt
hat damals zum Charleston gewackelt“, meinte Mukanovic. Welche Rolle
spielen in der Nazi-Zeit die Wunschkonzerte, was hatte es mit der
Operette „Insel der Träume“ auf sich, die 1938 in Gronau (eben im
Apollo-Theater) uraufgeführt wurde? Schließlich wird auch dem Thema Kino
und Musik Raum gewidmet. Denn immerhin wurde aus Hans-Martin Majewski,
dem Komponisten von „Insel der Träume, in den Nachkriegsjahren ein sehr
bekannter Filmkomponist.
Porträts, Tondokumente, Fotos von damaligen Spielstätten und Orchestern,
farbige Titelblätter, Noten, Filmprogramme, zeitgenössische Postkarten,
alte Städtebilder und Werbeanzeigen sollen die Aufmerksamkeit der
Besucher auf sich ziehen. Es soll eine wahrlich bunte Ausstellung
werden, die nicht nur Musikinteressierte anspricht. In Verbindung mit
der Ausstellung im rock`n`popmuseum ergibt sich also eine Art
All-inclusive-Reise durch die Geschichte der Popularmusik seit 1900.
Kino-Chef Peter Paffrath will den Raum im Kino gratis zur Verfügung
stellen. Die Konzeptentwicklung hat die Euregio gefördert. Jetzt gehen
Elmar Hoff und Alfred Hagemann (die unter dem Namen „gronauprojekte“
firmieren) daran, Sponsoren zu suchen. Auf dass das Konzept auch
umgesetzt werden kann.
MARTIN BORCK, GRONAU |