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Presseberichte | |
New Orleans 30 Monate nach Katrina |
-mb- Gronau Über zweieinhalb Jahre
ist es her, dass der Hurrikan Katrina weite Teile yon New Orleans
verwüstete. Die Not der Menschen dort löste im "New Orleans des
Münsterlandes", wie sich Gronau seit dem ersten Jazzfest gerne nennt,
große Hilfsbereitschaft aus. Schließlich sind seit den 90er Jahren
zahlreiche persönliche Kontakte zu den Menschen dort entstanden;
mittlerweile durften es zudem ein paar Hundert Musiker aus der Stadt am
Mississippi sein, die in Gronau aufgetreten sind. Die Hilfe aus Gronau kommt an - auch wenn die Lage in weiten Teilen der Stadt immer noch desaströs ist. Christa und Elmar Hoff weilten - gemeinsam mit dem Pianisten Thomas Gerdiken - sieben Tage in New Orleans und besuchten Einrichtungen, die mit Mitteln aus der Gronauer Hilfsaktion "Help New Orleans" finanziert worden sind. "Hilfe ist weiterhin bitter nötig", ist ihr Eindruck. Zwar sind viele touristische Anziehungspunkte wieder aufgebaut. "Sogar das Stadion Superdome steht wieder, und auch Hotels im French Quarter locken wieder Touristen an." Doch in den Außenbezirken, den Wohngebieten der Ärmeren Bevölkerungsschichten, herrscht Stimmung "wie in einer Geisterstadt". Zehntausende Menschen haben die Stadt nach dem Sturm verlassen und sind in anderen Bundessaaten untergekommen. "Damit geht aber auch der kulturell-soziale Kitt der Gesellschaft flöten", furchten nicht nur die Hoffs. "Darum ist ein Ziel der Hilfsaktionen die Wahrung des kulturellen Erbes der Stadt." Bei der Umsetzung hilft die gemeinnützige Musicians’ Clinic. Sie vermittelt zahlreichen mittellosen Musikern ärztliche Hilfe (in den USA sind nur wenige Menschen überhaupt krankenversichert), hilft beim Aufbau der Infrastruktur und vermittelt gemeinsam mit der Tipitina's Foundation und der Arabi Wrecking Krewe (zwei weiteren Hilfsorganisationen) den Musikern Jobs. "Zum Beispiel in Schulen". so Hoff. Das Ehepaar hat seIber vier Schulen besucht, wo arbeitslose Musiker den Kindern das musikalisch-kulturelle Erbe der Stadt weitergeben. "Vom Gesangs- über Instrumentalunterricht bis zu Mardi-Gras-Tänzen reicht das Angebot". Auch bei der Alphabetisierung helfen Organisationen, mit denen Elmar Hoff zusammenarbeitet. "Ich durfte zusammen mit der Ehefrau des berühmten Musikers Donald Harrisson sen. über 100 Kindern ihr erstes eigenes Buch überreichen." Eine Fibel, in den en den Kids anhand der Methode "A steht für Alligator, J für Jazz, L für Louisiana" usw. die ersten Buchstabenkenntnisse beigebracht werden. Die Spende wurde durch den Rotary-Club ermöglicht. Für die Hoffs war es erschreckend zu sehen, wie viele Menschen obdachlos sind. "Die St.-Josephs-Gemeinde hat das Gelände hinter ihrer Kirche den ,homeless people' zur Verfugung gestellt und mit Holzverschlagen überbaut. Dort erhalten die Menschen das Notwendigste zum Leben. Aber es ist tatsachlich so, dass die zerstörten Vorstadte immmer noch brachliegen. Selbst der Gospelchorleiter Alfred Caston, der im April nach Gronau kommt, lebt noch in einem Container neben seinem demolierten Haus." Es kann noch Jahre dauern, bis die Flachen wiederbebaut sind. |
![]() An der St.-Joseph-Gemeinde in New Orleans spielen Musiker für Obdachlose Johann Bultman, ehemals einer der Organisatoren des New-Orleans-Jazz & Haritage Festivals und Leiter der Musicians' Clinic, stellt fest, dass die meisten Patienten, die zu ihm kommen, noch traumatisiert sind und psychische Probleme haben. "An der St.-Ann-Kirche", erzählt Hoff, hat der Pfarrer eine riesige Tafel angebracht, auf der die Opfer nach Katrina aufgelistet sind: durch Mord, Totschlag, aber auch durch Suizid. Die Liste wachst ständig. ![]() Noch immer sehen die Außenbezirke wie Geisterstädte aus Wie die anderen Bewohner von New Orleans hat auch der berühmte Musiker Fats Domino Katrina noch längst nicht vergessen. Domino, zu dem die Hoffs seit Jahren enge Kontakte haben und zu dessen 80. Geburtstag sie eingeladen waren, macht auf sie einen fast schon deprimierten Eindruck. Auch er hat seinen ganzen Besitz verloren und lebt sozusagen im "Asyl". Trotz seiner Sorgen - und das freut die Hoffs - signierte er ein Gemälde, das die Gronauer Greetje Schüring (Frau von Helmut Schüring, der "guten Seele" des Gronauer Jazzfests) vor einigen Jahren von ihm gemalt hat. 2018 feiert New Orleans 300. Geburtstag. Bis dahin will Elmar Hoff sich weiter um die Stadt und ihre Menschen kümmern. Der Musiker Thomas Gerdiken hat seine Unterstützung zugesagt, und auch die Rotarier dies- und jenseits des großen Teichs helfen, wo sie nur können. Das Engagement Hoffs wurde erneut mit einer hohen Rotarier-Auszeichnung gewürdigt. Die Ausstellung mit Bildern von Matt Rinard aus New Orleans im Rahmen des Jazzfestes, die Tour des Louisiana Gospel Choirs im April, die Betreuung von Gästen, die die Gronauer Soulful Swinging Singers besuchen - all das sind weitere Bausteine die dazu gehören, dass die Verbindungen zwischen Gronau und New Orleans aufrechterhalten bleiben. Die Menschen in der Stadt am Mississippi haben's nötig. Und die Menschen in der Stadt an der Dinkel können weiter dabei helfen. |
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