Seitenanfang

Presseberichte  
     
 

Von Anfang an deutsch-niederländische Zusammenarbeit
Das Gronauer Musikleben profitierte in den 20er und 30er Jahren von der Nachbarschaft zu Enschede. Eine wichtige Rolle spielte der Niederländer Pieter Herfst. Der Pianist und Dirigent hatte lange Jahre in Deutschland gearbeitet, unter anderem für den Stummfilmstar Henny Porten,bis ihn die schlechte wirtschaftliche Lage wieder nach Holland verschlug. In Enschede gründete er die "Enschedesch Opera- en Operette-Gezelschap", bei der auch Gronauer Musiker mitspielten. Gronauer treten zudem in Enscheder Hotels und Cafés auf.
Auch in (Gronau standen die Podien für Orchester vornehmlich in Hotels und Gaststätten wie dem "Hotel zum Engel", bei Brinkmann, im Parkcafé Laurenz oder im Schützenhof. In den Kinos Apollo und im Walhalla spielten ebenfalls Kapellen. Durch Einführung des Tonfilms verschlechterte sich die Situation für Musiker.
Zu den Ensembles, die im Hotel "Engel" auftraten, gehörte auch die Tangokapelle von Pieter Herfst. Die grenzüberschreitenden Kontakte erwiesen sich damals als völlig unproblematisch.
Zum 100. Todestag von Goethe gründete sich 1932 das "Gronauer Konzertorchester". Bernhard Scheffer, Alfred Klose, Durk Dragstra, Pieter Herfst, Dr. Eduard Sattler und Nora Stroink waren Mitglieder. Parallel gründete Scheffer, einer der großen Aktivposten im damaligen Musikleben der Stadt, ein Streichquartett mit Nora Stroink, Gerhard Beine und Richard Moritz (Rheine). Scheffer, Stroink und der Baritonsänger August Hoff sorgten bis in die 60er Jahre hinein für Kontinuität im Gronauer Musikleben.
Im Laufe der Zeit etablierte sich das "Konzertorchester".1934 wurde Herfst Co-Dirigent. Das Orchester wurde in den nationalsozialistischen Kulturapparat eingefügt, 1936 in die Gemeinschaft "Kraft durch Freude" integriert. Bernhard Scheffer wurde Musikbeauftragter der Stadt, erhielt 1937 den Titel "Städtischer Musikdirektor". Da Scheffer aber 1943 das ständige "Reglementieren vonoben" kritisierte, wurde er aus allen Ämtern entfernt.
Mit Ausbruch des Weltkriegs endete die deutsch-niederländische Kooperation vorübergehend. 1941 arbeitet Herfst wieder wieder in Gronau und in anderen Orten Deutschlands, was ihm später den Verdacht der Kollaboration aussetzte.
Nach dem Krieg erwies sich das Musikgeschäft Dragstra als Anlaufpunkt für die Musiker in Gronau. Mit Dragstra, Scheffer, Hoff und Beine wurde das Musikleben weitergeführt. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit jedoch erholte sich lange Zeit nicht von der Zäsur.

zurück