HOFFnung für Grownow
Gronau. Kultur sitzt doch in den Genen. Bei der Familie Hoff wird
das ganz offensichtlich. Elmar Hoff, der am Dienstag mit fast 300 Gästen
seinen 60. Geburtstag und damit den Start seiner Alters-Teilzeit
feierte, prägte über 20 Jahre lang die Kulturgeschicke der Stadt
wesentlich mit als Leiter des Schul- und Kulturamts, als einer der
Jazzfest-Macher und später als Geschäftsführer der Kulturbüro Gronau
GmbH. Elmars Vater August, der singende Malermeister, war zu seiner Zeit
ein weit über die Region hinaus bekannter Bariton. Dessen Vater Wilhelm
August Engelbert wiederum war als Maler künstlerisch tätig. Von ihm
stammt das Gemälde im Rathaussaal, das den Gronauer Magistrat Anfang des
20. Jahrhunderts zeigt.
Elmar
Hoff hat seine - vom Vater geerbte - Begeisterung für Musik über seine
beiden Kinder an die Enkel weitergegeben. Wie sehr, das zeigte sich am
Dienstag: Enkel Niklas stand wie gebannt vor der Bühne im Cinema Center,
auf der Lillian Boutté mit ihren Music Friends zu Ehren des
Geburtstagskinds konzertierte.
Familie und Freunde gratulierten zum runden Geburtstag. Vertreter aus
der Rathaus-Chefetage allerdings fehlten Folge eines seit Monaten
schwelenden Konflikts zwischen Verwaltungsspitze und Hoff. Die Feier zum
Ende der Dienstzeit war denn auch ausschließlich von seiner Frau Christa
organisiert worden.
Als Ort für das Fest war nicht von ungefähr das Cinetech, das alte
Apollo-Kino, gewählt worden: Der alte Saal des Lichtspielhauses war
schon vor über 70 Jahren ein Zentrum des pulsierenden Gronauer
Kulturlebens. Alfred Hagemann, gemeinsam mit Elmar Hoff Herausgeber des
Buchs Insel der Träume über die Musikgeschichte von Gronau und Enschede,
ließ in einer Zeitreise wichtige Stationen und Personen der Gronauer
Kulturgeschichte Revue passieren. In den historischen Bogen wurden
natürlich auch Lebensstationen des Jubilars eingeflochten.
"Wir wussten..., wir würden große Taten wagen", wird Elmars Freund
Hermann Mensing zitiert. Das setzte jedoch einen langen Marsch durch die
Institutionen voraus, der mit der Lehre bei der Stadt 1961 begann. An
die Schaltstelle der städtischen Kultur gelangte Elmar Hoff 1984. Die
Folge: eine erheblichen Belebung des kulturellen Lebens trotz
Delden-Krise. Elmar wollte aus Gronau die "Kulturhauptstadt des
westlichen Münsterlands" machen, erzählte Alfred Hagemann. Sein Motto
dabei: "Think big". Mit Hilfe etlicher Mitstreiter - nicht zuletzt auch
Udo Lindenberg - kam Hoff dem Ziel immer näher: Jazzfest, Kulturbüro
RocknPopmuseum, Bürgerhalle Gronau entwickelte sich immer mehr zu einer
Stadt mit komplettem Kulturangebot und eigenem Puls und Groove.
Seine Vorgehensweise: innovativ, zukunftsweisend und mutig.
Kultursponsoring blühte auf, Hoff schaffte eine erstaunliche
Infrastruktur. Er führte die Marktwirtschaft und damit den Wettbewerb in
Zeiten ständig knapper öffentlicher Kassen ins Kulturmanagement ein. Und
15 Jahre lang hat er privat für das Jazzfest gehaftet, so Christa Hoff.
Darin lag aber auch der Keim für die noch anhaltenden
Auseinandersetzungen mit Politik und Verwaltung. Christa Hoff: Sie
wollten ihm die Karten schauen - er hat das unter der Voraussetzung
zugelassen, dass die Haftung dann auch von der Politik getragen wird.
Vorwürfe mangelnder Transparenz waren die Folge. Es kam zum Knall,
dessen Nachhall in Gronau noch immer nicht verklungen ist.
Auf der anderen Seite des Atlantiks, in New Orleans, hat Elmar Hoff
einen Namen als außergewöhnlicher Kulturvermittler und - nach dem
verheerenden Hurrikan Kathrina 2005, als Helfer in der Not. Er war der
Erste aus dem europäischen Jazzumfeld, der mich nach dem Hurrikan anrief
und fragte: "Was kann ich tun?", erzählt Lillian Boutté, die
musikalische Botschafterin der Stadt. Über von ihm initiierte Projekte
in Gronau und anderen Orten in Deutschland kamen 150000 Dollar unter
anderem für die medizinische Behandlung von Musikern im zerstörten New
Orleans zusammen. Eine Summe, die am Dienstagabend nochmal aufgestockt
wurde: Statt Geschenken hatte Hoff um Spenden für Hilfsprojekte in New
Orleans gebeten. Auch für dieses: Derzeit erhalten Kinder
Musikunterricht von Musikern, die keine Jobs haben, so Lillian Boutté.
Den Kindern wird das kulturelle Erbe vermittelt, die Musiker haben
Arbeit.
Das Engagement Hoffs, des Präsidenten des Rotary Clubs Gronau-Euregio,
blieb bei den Rotariern in Louisiana nicht unbemerkt. Rotary-Governor
Paul-Werner von der Schulenburg überbrachte deren Dank und Anerkennung
in Form des selten vergebenen Fellow-Preises. 80 Prozent aller Ehrungen
werden erdienert und erdinnert, so von der Schulenburg. 20 Prozent sind
verdient. Einer dieser 20 Prozent ist Elmar Hoff.
Auch die Mäxe erwiesen dem Jubilar mit bitterbösen, aber lieb gemeinten
Frotzeleien ihre Reverenz.
Mehr als 300 Musiker aus der Musikmetropole am Mississippi sind
mittlerweile bei Jazzfesten in Gronau aufgetreten. Es gab den
Jugendchor-Austausch. Für diesen kulturellen Brückenschlag war Hoff 1997
zum Ehrenbürger von New Orleans ernannt worden. Persönliche Kontakte zu
Musikern dort - darunter zur Musikerlegende Fats Domino - pflegt Hoff
seit Jahrzehnten.
Bei aller Liebe zu New Orleans blieb dennoch Zeit für Engagement vor Ort
in Gronau: Vorstandsarbeit bei SG, Tätigkeit im Personalrat der Stadt
-und in der Freizeit Dauerkegelweltmeister bei den Bowling Devils.
Doch vor alles ging und geht ihm die Familie - das wurde bei den
Dankesworten Elmar Hoffs deutlich, die er in erster Linie an sein Frau
richtete und mit einem dicken Kuss beendete.
Auch wenn die städtische Kulturarbeit ohne Elmar Hoff stattfinden wird -
Pläne für kulturelle Projekte gibt es zu genüge. Das Buch Insel der
Träume bietet eine Fülle von Ansatzpunkten. Die Realisierung will er mit
Alfred Hagemann nach und nach angehen. "Es gibt noch HOFFnung für
Grownow", meinte der dann auch mit einem Augenzwinkern...
Von Martin Borck (Westfälische Nachrichten, 28. März 2007) |