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Gronau-Enschede-Berlin     (Diese Seite ist im Aufbau!)
   
 
Tanzmusik(er) in Gronau
   
    
 

Gronaus Musikszene,1945

Eine neue Generation geht an den Start

Tanzmusiker in Gronau nach 1945 (Auswahl)

Einführung der D-Mark/Tanzkapellen-Wettstreit

 
  Lokalitäten Der Schlagzeuger Berni Bauta Der Pianist und Komponist Jochem Vorstheim Die "Old Stars"  

 

Gronaus Musikszene, 1945

Gronaus Musikszene, Mitte 1945: Wichtige Musiker der Vorkriegszeit waren durch die Kriegsfolgen verstorben, kamen krank oder verletzt vom Militärdienst zurück oder blieben noch in Gefangenschaft. Andere hatten Gronau verlassen müssen, um wirtschaftlich über die Runden zu kommen. Die Niederländer fehlten, denn die deutsch-niederländische Grenze war "dicht", die nachbarschaftlichen Beziehungen schwierig.

 

Eine neue Generation geht an den Start

Eine jüngere, Anfang der 1930er Jahre geborene Generation ging nun an den Start. Im Unterschied zur Vorkriegszeit war fast keiner dieser "Newcomer" Berufsmusiker. Tagsüber war man beispielsweise Schlosser oder Webmeister, abends Musiker. Aber die Ansprüche an sich selbst waren hoch, wie der Schlagzeuger Berni Bauta sich erinnert: "Als Amateure haben wir Profi-Musik gemacht".

Das Gesamtbild dieser Epoche prägten, vereinfacht dargestellt, rund vierzig Musiker in zehn verschiedenen Ensembles. Als Bandleader gaben Bernhard Bayning, Alfred Dragstra, Heini Eveld, Günther Irasky, Heinz Nickel, Jo Berthold - und später auch Jochem Vorstheim - den Ton an. Die Kapellmeister der Vorkriegszeit teilten ihr Programm noch in "Konzert" und "Tanz" ein - jetzt war Tanzmusik "pur" gefragt. Statt Frack und Fliege trug man nun Straßenanzug oder Smoking - aber einheitlich und schick muss es sein, das war wichtig!

Vor allem Trios waren beliebt, weil bezahlbar. Neben dem Klavier und dem Schlagzeug dominierte das Saxofon. Violine, Kontrabass und Vibraphon waren bei den Gronauer Kapellen eher die Ausnahme. Um den Gesang zu verstärken, bastelte man sich nach und nach aus alten Radios provisorische Lautsprecher.

 

Tanzmusiker in Gronau nach 1945 (Auswahl)

  • Klavier: Henk Elsing, Brigitte Enseling, Jupp Erdhütter, Pieter D. Herfst, Kaspar Heßler, Hermann ter Meiteln, Alfons Sikorski, Egon Thole, Robert Vorstheim, Jochem Vorstheim (+Akkordeon, Saxofon, Trompete), Hellmuth Müller-Krupp

  • Akkordeon: Alfred Dragstra, Hansi Naroska (+Vibraphon), Werner Sdrenka

  • Schlagzeug: Berni Bauta (+Gesang), August Bollacke, Walter Enseling, Heinz Gerritsen, Männe Urbatsch

  • Saxofon: Bernhard Bayning (+Violine), Heini Eveld (+Violine), Günther Irasky, Manuele di Mauro (+Klarinette), Heinz Nickel, Gerrit Krapshuis (+Gesang)

  • Trompete: Jo Berthold, Clemens Kubick, Werner Grothe, Mariano Severini

  • Gitarre: Hans Hendriksen

  • Violine: Alfons Enseling

Einführung der D-Mark/Tanzkapellen-Wettstreit

Erst die Einführung der "D-Mark" (1948) bzw. die Gründung der Bundesrepublik Deutschland (1949) gaben der Musikszene wieder eine feste Basis.

Eine Momentaufnahme der ansonsten bewegten Zeit bietet der Gronauer "Tanzkapellen-Wettstreit":

Zugunsten der TBC-Vorsorge wurden im September 1949 sechs Gronauer Kapellen zu einem Konzert in die Concordia eingeladen. Unter Anwesenheit des Bürgermeisters und Stadtdirektors durfte geswingt, gejubelt - und schließlich auch gewählt werden. Der Saal war bald "brechend voll". Im Publikum waren besonders viele Schüler, denn eine "Pennälerkapelle" kämpft ebenfalls um den Sieg. Weiterhin wirkten mit: Kapelle "Eveld-Irasky" ("Skala"), Joe Berthold (Baring), die Rhythmiker ("Lambertihof"), Emil Eichholz und Bernhard Bayning ("van Hauten").

Den sicheren Sieg schien zunächst "Jo Berthold vom Germania-Hof Baring mit seiner starken Bläser-Besetzung" und "amerikanisch aufgemachten Kapelle" davonzutragen. Die "Hawaii-Guitarrespieler" von den "4 Lamberti-Rhythmikern" sorgten ebenfalls für Stimmung. Die "Pennälerkapelle" punktete durch ihr  "schräges, betont modernes Spiel" und ihre Eigenkomposition "I don't know what that means". Für den größten Erfolg sorgte aber die Kapelle Eveld-Irasky mit einem "rassig gespielten 'In the Mood'". Begeisterung im Saal! Damit war ihr der erste Platz sicher. Joe Berthold folgte auf dem zweiten, die übrigen Kapellen teilten sich den dritten Platz.

Die Gronauer, so lässt sich aus dem legendären Tanzkapellenwettstreit schließen, hatten denselben Musikgeschmack wie alle anderen Musikfans der frühen Bundesrepublik: amerikanisch und jazzig musste es zugehen, das kam an.

 

Lokalitäten

Mit der Lockerung der Grenzregelungen bekamen die Gronauer Bands wieder musikalische Verstärkung aus Holland. Aber auch neue Fans. Denn in Gronau war in diesen Jahren "mehr los als in Enschede". Die Gronauer Gastwirten wussten vor allem die Finanzkraft der Gäste "von nebenan" zu schätzen.

In den Zeitungsinseraten der 50er Jahre finden sich altbekannte, aber auch neue Namen: Lilienfeld, der größte Saal für Tanzvergnügen, war zerstört. Doch andere Gaststätten wie die "Apollo-Diele", Engbring-Baring, Café Haunhorst, Kauer ("Zum Alten Fritz"), "Lambertihof", die "Skala", "Pony-Bar", und der "Schwanenteich" füllten die Lücke. Getanzt wurde samstagabends und sonntags zum 17-Uhr-Tanztee. Zusätzlich bot die "Skala", wie auch auf dem Schlagzeug der Kapelle angekündigt, "jeden Mittwoch ab 20 Uhr Tanz" - den legendären Vertreter-Ball...

Die Musiker wechselten je nach Angebot die Lokalitäten: Wenn Bernhard Haunhorst fünf Pfennige mehr, ganze 3,50 DM, für den Tanztee bieten konnte, war das schon eine Überlegung wert.

 

Der Schlagzeuger Berni Bauta

Bautas Anfänge lagen beim Spielmannszug Epe. Bei einem Jubiläum der Firma Laurenz wurde er plötzlich an ein Schlagzeug gebeten. Berni Bauta, der vorher noch nie "in Kombination" gespielt hatte, entpuppt sich als Schlagzeug- und Gesangstalent! Sein erstes Schlagzeug durfte er, wie viele andere auch, in Dragstras Laden auf Raten "abstottern".

Besonders gut erinnert er sich noch an den Wechsel von der "Skala" zum "Lampi ": Peter Weiß ließt seine neue Hausband erst einmal in Amsterdam neu einkleiden. Bei Piet de Bruin gab es für alle eine blau changierende Smokingjacke, eine weiße Hose und weiße Schuhe!

Im Verlauf der Jahre gehörte Bauta verschiedenen Bands an: Er begann unter Heinz Nickel, spielte später unter anderem bei der "Jochem-Vorstheim-Combo", den "Suonatoris" und "Tornados". Heute engagiert er sich noch bei den "Old Stars", die er gemeinsam mit Jochem Vorstheim gründete.

Eine seiner schwersten Entscheidungen war eine Anfrage von Jochen Brauer, der damals im Vorprogramm von Hazy Osterwald spielte. Ein unruhiges Profimusiker-Leben "aus dem Koffer" - oder Familie, geregelter Beruf, fester Wohnort und doch Musik nebenbei? Bauta ist in Epe geblieben und hat den Weg gefunden, der ihn glücklich macht. Und das merkt jeder, der sich mit ihm über Musik unterhält.

Humorvoll kann Bauta Geschichten und Anekdoten erzählen, die die Tanzmusik der Nachkriegszeit im Nu wieder lebendig werden lassen: Etwa vom Pianisten und Kabarettisten Henk Elsing und seinen witzigen Liedern vom verflixten "Lift", aus dem er "niet eruit" kam, oder von "de Mot in de oude Jas" - von den Lingemann-Anekdoten ganz zu schweigen...

Bauta stand mit Bernhard Bayning und Pieter Herfst auf der Bühne und verfolgte auch die Anfänge Udo Lindenbergs, der auf seinem sorgsam bewachten Schlagzeug immer mal wieder "drummen" wollte. "Hast du den reingelassen?" lautete, so Bauta, die Standardfrage von Bernhard und Ewald Vorspel, wenn Udo mal wieder, trotz Jugendschutzgesetz, im "Lampi" zu finden war...

Wie Berni Bautas Anekdotenschatz belegt, brachte die Tanzmusikszene der Nachkriegszeit letztlich auch "Udo" hervor, der aber nach seinen ersten Erfolgen die engen Grenzen von "Lampi" und "Dinkelstadt" hinter sich ließ und ganz andere Musik machte, als man es an der Dinkel gewöhnt war!

In den sechziger Jahren - mit ihrem Umschwung zu Rock- und Popmusik - waren statt Vico Torriani (den Bauta hervorragend imitieren konnte) plötzlich die Beatles gefragt. Englisch zu singen und elektronisch erzeugte Musik zu machen: Das war den Nachkriegsmusikern fremd, vom Musikstil gar nicht zu reden. Außerdem wurde es schwieriger, Beruf und "Nebenberuf" zu vereinbaren. Eine Epoche neigte sich dem Ende zu.

Walter Enseling, Werner Grothe, Jochem Vorstheim und Berni Bauta gehörten zu den wenigen, die der Musik treu blieben.

Fotogalerie Berni Bauta (Fotos zum Vergrößern anklicken)

Bautas erste Kapelle
 1950 bei Kauer
(v.l.: Heinz Nickel,
B. Enseling, Berni Bauta)

Kapelle Heinz Nickel
1954 bei Kauer
(von links: Berni Bauta, Heinz Nickel, Hermann ten Beitel)

Trio BB
Berni Bauta,
Egon Thole,
Berni Bayning

Trio BB

Suonatoris
Alfons Sikorski, Berni Bauta, Hans Hendrikse, Werner Strenka,
bekannt durch Auftritte mit Dorthe und Heintje

Heintje
und
Berni Bauta

Tornados

Tornados

Tornados
Dieter Schlagheck
Ernst Schlagheck
Bernd Gredig
Peter Schreiber

Berni Bauta
Bernhard Wolny
Horst Dufils
Clemens Leusmann

In Münster

Oldstars
Jochem Vorstheim
Berni Buta
Clemens Leusmann
Horst Dufils

Oldstars
Laga-Konzert 2003

Berni Bauta
mit dem
Posaunenchor von 1890

Berni Bauta
1999

Berni Bauta
bei der Konzeptpräsentation
im Apollo-Kino, 2009

 

Der Pianist und Komponist Jochem Vorstheim

Musik prägte sein leben seit frühester Kindheit. Zum "Brotberuf", wie es seine Eltern befürchteten, wurde sie jedoch nicht. Das Klavierspielen lernte Jochem Vorstheim, der 1936 in Gronau geboren wurde, "von der Pieke auf" bei seinem Vater Robert. Klassisch und streng ging es dabei zu. Mozart und Chopin sind bis heute Vorstheims Favoriten geblieben.

 Als sein Vater (der in den 1950er Jahren zu den Top-Tanzmusikern in Gronau gehörte) kurz vor einem Auftritt plötzlich erkrankte, sprang der 15-jährige Jochem ein - und begann damit seine eigene Pianisten-Karriere. Sein erstes Geld verdiente er sich bei Ulrich Lingemann, der mit seinen Tanzkursen damals rund um Gronau "über die Dörfer zog".

 Seine erste eigene Band gründete Vorstheim mit 18 Jahren. Die "Jochem-Vorstheim-Combo" wurde im "Lambertihof" engagiert - und das für fast fünf Jahre! In seiner Band saß Jochem aber nicht nur am Klavier, sondern spielte auch Trompete, Altsaxofon und Akkordeon. Der zehn Jahre jüngere Udo Lindenberg durfte ab und zu "mal mitspielen". Engagements gab es außer im "Lampi" auch im "Alten Fritz", in der Concordia, in Münster und im ganzen Münsterland, wo er mit Gerd Willing und anderen Musikern für Vereine und Studentenverbindungen und auf unzähligen Hochzeiten spielte.

 Vorstheim verdiente dabei so gut, dass er sich damit sein Jurastudium finanzieren und sogar ein Auto leisten konnte. Auch der Jazz "packte" Vorstheim, der sich zum vielgefragten Louis-Armstrong-Imitator wandelte. Hin und wieder sprang er für Egon Müller bei den "Bordertown Jazzmen" ein oder schrieb (Jazz-)Konzertkritiken für die "Westfälischen Nachrichten".

 Im Hauptberuf arbeitete Vorstheim als Filial- und Organisationsdirektor bei der "Hamburg-Mannheimer". Über die Jahre blieb er der Musik jedoch stets verbunden. Er war Bar-Pianist auf dem "Traumschiff" und dem Clubschiff "Aidablu", trat im Fernsehen auf und komponierte für die Bigband "Ambros Seelos". Rund 250.000 CDs mit seinen Kompositionen wurden bereits verkauft. Die GEMA wollte Vorstheim, den unkonventionellen "Nebenberufs-Komponisten", einmal ganz genau kennenlernen und komplimentierte ihn zu einer Prüfung, in der er seine Fähigkeiten als Komponist nachweisen sollte - selbstverständlich erfolgreich!

 Seitdem ist Vorstheim außerordentliches GEMA-Mitglied. Jochem Vorstheim kommt viel in der Welt herum und wird immer wieder als Pianist angefragt. Ob Haifa, Hamburg, St. Petersburg oder Gronau: Jochem Vorstheim setzt sich immer noch gern an den Flügel. Und das um so lieber, wenn seine Freunde von damals mit auf dem Podium stehen.

 Fotogalerie Jochem Vostheim (Fotos zum Vergrößern anklicken)

Plaktwerbung für
Robert Vorstheim
Enschede 1927

Anzeige: Robert Vorstheim in Enschede, 1930

Robert und Jochem Vorstheim

Robert Vorstheim
als Dirigent des Deldenchors

Aufnäher
des Deldenchors

Robert und Jochem Vorstheim
aktiv beim Deldenchor, 1956

Jochem-Vorstheim-Combo

Komponist und Pianist
Oldstars
Laga 2003
 (rechts: Jochem Vorstheim)
Jazzfest Gronau
 (links: Jochem Vorstheim)

Zwei Gronauer: Jochem Vorstheim
und Udo Lindenberg

Konzept-Präsentation
im Apollo-Theater, 2009
(Vorstheim: links)

Komponist
 Preisträger des CV-Burschenlieds, 2007

Das preisgekrönte Lied: „Auf, ihr Brüder“
(Text und Melodie: Jochem Vorstheim)

Traumschiff-Pianist

Benefizkonzert: Von Klassik bis Jazz

Die "Old Stars"

Die "Old Stars" sind eine Neugründung, aber eine mit Geschichte: Seit den späten 1950ern sind die vier Bandmitglieder, Jochem Vorstheim (Piano), Berni Bauta (Schlagzeug), Klemens Leusmann (elektronisches Akkordeon) und Horst Dufils (Tenor, Es-, Altsaxofon, Klarinette, Akkordeon), in der Tanzmusikszene ein Begriff. Und was lag da näher, als sich im (Un-)Ruhe- stand noch einmal zusammenzutun?

Der erste Auftritt der jung gebliebenen "Old Stars" erfolgte 1999 auf dem "Bal suprise" im Hotel Driland. Danach folgten Auftritte im "Alten Fritz" und bei einer Reihe von Privat-, Firmen - und Verbindungsveranstaltungen. Auf dem Jubiläumsfest des Gronauer Werner-von-Siemens- Gymnasiums waren die "Old Stars" nur als nostalgischer Pausenfüller gedacht, lenkten dann aber fast vom eigentlichen Programm ab... Auch beim Jazzfest oder auf der LAGA wirkten die "Old Stars" selbstverständlich mit.